„Das Rosalie“ – vom Untergang eines Edelbordells in Berlin Kreuzberg

„Das Rosalie“ – vom Untergang eines Edelbordells in Berlin Kreuzberg

Das Thema um den käuflichen Sex wird gern der öffentlichen Aufmerksamkeit entzogen, gleich so, als würde sich die Gesellschaft ihrer Huren wegen schämen, weil sie eine Schande sind.

Richtig, solange wir in einer Gesellschaft leben, wo Prostitution entrechtet wird, ist es mehr Schande als Recht – eine Schande, die die Frauen zu tragen haben, und ein Recht, das eineinhalb Millionen Männer tagtäglich in Deutschland für sich in Anspruch nehmen. Am besten heimlich in der Mittagspause mit der Dusche danach und einer neutralisierenden Creme, damit die Ehefrau zu Hause nichts riecht. Dabei geht es nicht nur um die siebzig Prozent der Ehemänner, denen das peinlich ist, nein, es gibt Männer, die aus welchen Gründen auch immer alleine leben, Männer mit Behinderungen zum Beispiel. Und die ungestümen Junggesellen nicht zu vergessen. Da sollte die Gesellschaft doch dankbar sein, wie viel sexualisierte Gewalt die Prostituierten von unseren Straßen nehmen!

Die sexualisierte Gewalt von unseren Straßen nehmen. Eine soziale Komponente, von der niemand spricht.

Denn die Kommentatoren sind sich einig über die schlimmen Dinge, die in einem Bordell passierten, mal ganz zu schweigen davon, dass die heutigen Männer so etwas gar nicht nötig hätten. Da würde einem der modrige Geruch des Untergrundes direkt in die Nase steigen. Es rieche förmlich nach Clankriminalität, nach Parallelgesellschaft und Mafia. Und dann erst die armen Mädchen, verschleppt, gezwungen und geschlagen. Alles voller Gewalt, soweit das Auge reiche. Die Politik wäre gefordert, ein Verbot die logische Konsequenz.

Doch Prostitution ist weit mehr als Zwang und Gewalt.

Schließlich gibt es auch andere Stimmen, auch wenn diese eher leise sind. Sie fordern zum genaueren Hinschauen auf, zum Nachdenken statt Draufhauen, meinen sogar, dass die Triebhaftigkeit des Mannes weder etwas mit dem Mittelalter noch der Moderne zu tun habe, mehr noch, dass die Frauen nur in einem ordentlich geführten Bordell vor dem Untergrund und der Mafia sicher wären.

Ja – es gibt Zwangsprostitution und es gibt auch Mädchenhandel! Doch das ist nur ein Teil der Wahrheit. Der Teil, der im Licht der öffentlichen Wahrnehmung steht, der, den jeder sehen soll.

Der Staat muss sich endlich entscheiden, was er will!

Es wäre durchaus möglich, mit rechtlichen Vorgaben der Zwangsprostitution den Boden zu entziehen. Aber wo bleiben diese Vorgaben, ist in Deutschland doch jeder Pups geregelt? Oder ist das vielleicht gar nicht gewollt? Das könnte man schon meinen, wenn der Staat in Form des Finanzamtes den Prostituierten eine neue Steuer auferlegen wollte. Das hätte für sie das Aus bedeutet!

Zum Glück waren die Frauen des Rosalie so taff, haben sich 2019 einen Anwalt genommen und den Staat in Form des Finanzamtes verklagt. Das hat verloren und die Auflagen mussten bundesweit zurückgenommen werden.

Die juristischen Vorgaben sind eindeutig.

Die Richter waren von der Dreistigkeit des Finanzamtes entsetzt und urteilten: „Wenn der Staat es wünscht, dass es hierzulande keine Prostitution gibt, muss er das mit entsprechenden Gesetzen veranlassen. Aber die Prostitution zu erlauben, um im Gegenzug durch Ungleichbehandlungen die Arbeit der Frauen unmöglich zu machen, das geht nicht!“

Hier geht es zum Buch „Berlin Rosalie

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