Monopoly in Prenzlauer Berg - Ein Häuserkampf der anderen Art

„Monopoly in Prenzlauer Berg“ – Ein Häuserkampf der anderen Art

Die Gentrifizierung, also die Verdrängung der altansässigen Bevölkerung aus innerstädtischen Vierteln an den Rand einer Stadt, ist ein hochaktuelles Thema. In Berlin setzte dieser Prozess mit der Wiedervereinigung ein und hat insbesondere im Stadtteil Prenzlauer Berg ungeahnte Ausmaße erreicht.

Der Prenzlauer Berg kurz nach der Wende. Die Straßenzüge bieten ein jämmerliches Bild des Zerfalls, weil sie über Jahrzehnte vernachlässigt wurden. Der gesamte Häuserbestand befindet sich in den Händen der städtischen Wohnungsverwaltung von Ost-Berlin. Die aber ist hoffnungslos verschuldet, hat keine Mittel, um die Häuser zu sanieren. Die Lösung sollen die privaten Investoren aus dem Westen sein. Sie können die Häuser verbilligt kaufen, wenn sie im Gegenzug bereit sind, zu investieren. Und die Investoren stehen Schlange. So ein Schnäppchen gibt es in den nächsten hundert Jahren Deutschlands nie wieder. Dass dieses Vorgehen zur Gentrifizierung der ursprünglichen Bewohner führen wird, haben die Entscheider jedoch nicht auf dem Plan.

In der DDR waren alle grundlegenden Dinge des Lebens vom Staat subventioniert, das heißt, sie kosteten nicht so viel, wie sie eigentlich wert waren. Das galt auch für den Wohnraum. Meine Studentenwohnung in Berlin Prenzlauer Berg war 30 m² groß und kostete 45 Mark Miete, die Betriebskosten eingeschlossen. Die Kehrseite: Bei so geringen Einnahmen war es quasi unmöglich, den Wohnungsbestand zu erhalten, geschweige denn, ihn zu sanieren.

Die Grundlage für den Verkauf der Häuser an private Käufer bietet das Altschuldenhilfegesetz der Bundesregierung, was vorsieht, dass die Ost-Berliner Wohnungsbaugesellschaften von ihren Altschulden befreit werden, wenn sie ihre Häuser per Kappungsgrenze veräußern, sprich, deutlich unter Wert verkaufen, damit Investoren angelockt werden. Dabei soll natürlich nicht der Eindruck entstehen, als dass der Westen den Osten aufkaufen würde und deshalb haben sich die Regierenden einfallen lassen, auch den Ostlern eine Chance zu geben. Wenn diese nämlich Mieter im Hause sind, haben sie die Möglichkeit, mittels Vorkaufsrechts das Haus selber zu kaufen. Wohl wissend, dass kurz nach der Wiedervereinigung kein Ost-Mieter das nötige Kleingeld haben wird, um so etwas in die Tat umzusetzen. Der Deal zwischen der Stadt Berlin und den Investoren scheint perfekt zu sein.

Die Verantwortlichen waren sich ihrer Sache so sicher, dass sie wie gelähmt erschienen, als sich doch Mieter meldeten, die sich in ihrem jeweiligen Haus zu einer GbR zusammengeschlossen hatten, um von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch zu machen.

Richtig, das nötige Kleingeld haben die Ostler nicht und sie brauchen es auch nicht. Dafür gibt es Banken. Der Gegenwert einer solchen Mietskaserne ist schließlich hoch genug. Gleich elf Häuser in Prenzlauer Berg bilden eine Mieter-GbR und wollen selber kaufen. Allerdings ist das nicht viel. Ganze sieben Prozent der verkauften Häuser Berlins bleiben in Ost-Hand. Der Rest geht an die Investoren aus dem Westen! Und von Gentrifizierung ist noch immer keine Rede.

Was die Gier der Investoren aber nicht stillte, denn sie empörten sich, dass Mieter außerstande wären, ihre Häuser selber zu sanieren. Doch das verhallte. Schließlich gab es Förderprogramme des Staates und die Mieten wurden auf Westniveau angeglichen. Das machte sicher keinen Luxus möglich, aber für ein vernünftiges Wohnen reichte es schon.

Die Investoren stehen unter Schock. Sie denken nicht im Traum daran, von ihrem Schnäppchen etwas an die GbRs abzugeben. Es entbrannt ein Kampf um die Häuser von unvorstellbarer Härte, der die höchsten Kreise von Wirtschaft und Politik erreicht und der medial ausgefochten wird. Letztlich muss die Justiz entscheiden und urteilt: Die Häuser müssen von den Investoren an die Mieter-GbRs zurückgegeben werden!

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